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München

Swissport Losch im Wandel ?

Teil 2

Wie versprochen, auch wenn es etwas gedauert hat, nun Teil Zwei.

Der Startschuss waren die Betriebsratswahlen 2014, damit hat alles begonnen. Da es vor 2014 noch keinen Betriebsrat bei Swissport Losch gab, aber die Forderung innerhalb Belegschaft nach einer Vertretung immer lauter geworden waren, erklärten sich 3 Kollegen bereit, sich der Aufgabe anzunehmen und Betriebsratswahlen einzuleiten.

Man hatte sich unter größter Geheimhaltung an den Gewerkschaftssekretär am Flughafen München gewandt. Gleichzeitig wurde der Kontakt zum Betriebsrat der Flughafengesellschaft hergestellt. Vier Monate später, im April, wurde dann ein Betriebsrat gewählt – und das ohne Gegenwind! Ja, von außen hätte men sogar den Eindruck gewinnen können, als hätte der Arbeitgeber die Wahlen unterstützt, was der auf einer Versammlung auch bekundete. Von elf Betriebsratsmandaten gingen sieben an die Liste der Gewerkschaft ver.di. Die restlichen Plätze gewann eine gewerkschaftsfreie Liste.

Soviel zu den Wahlen. Was hat der Betriebsrat nun bewirkt – was hat er verbessert, und was hat er vielleicht auch noch nicht geschafft?

Nach neun Monaten mit Betriebsrat hatten sich kleine Verbesserungen bemerkbar gemacht – nicht die Welt, aber die Hoffnung auf mehr ist da. Das System Betriebsverfassung beginnt zu greifen – in kleinen Schritten, aber doch nachhaltig. So verkündete ein Gesellschafter auf der Weihnachtsfeier 2014 für alle recht überraschend, er sei sogar für Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di bereit. Damit hatte wahrlich keiner gerechnet! Zwar entscheidet ein Betriebsrat nicht über Tarifverhandlungen, aber in Firmen mit Betriebsrat kommt dem Verhandlungspartner Belegschaft eben mehr Bedeutung zu, womit dieser nicht zuletzt auch auf dem Parkett der Tarifverhandlungen mehr Kraft auf die Straße bringt.

Wieso verhandelt ein Arbeitgeber über Tarife?

Einer der Gründe könnte sein, dass in einer Branche wie den Bodenverkehrsdiensten auch ein privater Betrieb nur mit nachhaltig gestalteten Arbeitsplätzen bestehen kann. Tatsächlich ist heute die Rekrutierung von Personal an den Verkehrsflughäfen äußerst schwierig geworden. In ganz Deutschland gibt es ähnliche Probleme. Und so wie in der klassischen Wirtschaft bestimmt eben auch auf dem Arbeitsmarkt das verfügbare Angebot den Preis. Wer nun auf qualifiziertes Personal nicht verzichten kann, muss soviel zahlen, dass dieses Personal auch von seinem Lohn leben kann. Und wenn dieses Personal sich einig ist, kann diese Einigkeit dafür sorgen, dass alle etwas mehr in der Tasche haben. Einigkeit macht eben stark – und diese Erkenntnis ist das Fundament unserer Gewerkschaftsarbeit.

Mit Beginn des Jahres 2015 wurde eine achtköpfige Tarifkommission gewählt und die Verhandlungen begannen. Die Kommission hatte von Anfang an die klare Vorstellung, die Beschäftigten mit einzubinden. Um das umzusetzen, wurde eine Umfrage gestartet. Was die Kolleginnen und Kollegen bei Swissport Losch eindeutig mitteilten, waren zwei Marksteine: Wir wollen 1. raus aus der Leiharbeit und 2. einen gesicherten Lohn.

Die Tarifverhandlungen wurden mit diversen Aktionen begleitet, hier beispielsweise noch einmal einer unserer Flyer.

Derzeit befindet sich die Tarifkommission in der Endphase und Erfolge sind bei Leiharbeit,Befristungen, garantierten Funktionszulagen, Sonntagszuschlägen, etc. erzielt. Zur Erinnerung – bis dato gab es keinerlei Zuschläge. Und auch ein anderer Effekt sollte nicht unbemerkt bleiben: Im Laufe des Jahres 2015 verdoppelte sich die Anzahl der Mitglieder unserer Gewerkschaft im Betrieb nahezu. Dieser Effekt ist insbesondere deswegen von großer Bedeutung, da ein starker Verhandlungspartner auch eine starke Basis braucht. Und diese Basis ist ganz konkret gefragt, wenn es darum geht, sich durchzusetzen – denn, wer allein ist, ist in aller Regel auch schwach. Eine große Gemeinschaft aber entwickelt die Stärke, die es braucht, um bei Verhandlungen auch konsequent auftreten zu können. Falls es zum Ende der Laufzeit des Tarifvertrags 2018 zu Streikmaßnahmen kommen sollte, ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Immerhin ist Swissport dafür bekannt, Personal aus anderen Stationen abzuziehen und in bestreikte Stationen zu schicken, wie erst kürzlich in Johannesburg der Fall gewesen ist.

Zum Schluss hier noch ein paar Infos aus der Tarifkommission für all Interessierten:

Laut Tarifkommission werden mit Bindung des Haustarifvertrags im ersten Schritt alle unbefristeten Leiharbeitskräfte übernommen. Der Grundstundenlohn wird im ersten Jahr 10,55 € pro Stunde betragen, und was am meisten die Kolleginnen und Kollegen freuen dürfte, wird wohl die erstmalige Einführung eines Sonntagszuschlags sein. Der wird im ersten Jahr 30% und zum Ende der Laufzeit 2018 sogar 50% betragen. Die Tarifkommission rechnet mit dem 1. März 2016 als erstem Monat des Haustarifvertrages.

Unser aufrichtiger Dank geht an alle unsere Kolleginnen und Kollegen, und natürlich ganz besonders an die, die uns 2015 aktiv unterstützt haben! Danke Euch allen von ganzem Herzen!

Wir wünschen Euch allen ein frohes Neues Jahr und versprechen, Euch auch 2016 auf dem Laufenden zu halten!

Euer SPLer

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