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Morgen dritte Tarifrunde am Flughafen Stuttgart – neues Angebot des Arbeitgebers steht aus

ver.di: Eigentum verpflichtet

Stuttgart, 28. Februar 2017

ver.di setzt morgen die Tarifverhandlungen bei der Flughafentochter SGS fort. Bei der letzten Verhandlungsrunde am 13. März hatte der Arbeitgeber eine Einkommensverbesserung von 30 bis 50 Cent vorgeschlagen – je nach Lohngruppe.

„Dieses Angebot ist nicht existenzsichernd“, so Andreas Schackert, ver.di Landesfachbereichsleiter Verkehr: „Bis heute werden bei der SGS Löhne gezahlt, die zum Teil knapp über dem Mindestlohn liegen. Wir vertreten Mitglieder, die trotz Vollzeit an ihren freien Tagen kellnern gehen müssen und sich keine eigene Wohnung leisten können.“

Die SGS-Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste am Stuttgarter Flughafen fordern deshalb zwei Euro mehr in jeder Entgeltgruppe. Beim Warnstreik am 8. Februar hatten sich rund 95 Prozent der Kolleginnen und Kollegen beteiligt.

„Anstatt ein besseres Angebot vorzulegen, hat der Flughafen Stuttgart in den letzten zwei Wochen für viel Geld Beschäftigte aus seinen Konzernunternehmen und aus anderen Flughäfen eingeflogen. Diese sollen zukünftige weitere Warnstreiks unterlaufen. Dabei wurden sogar die gesetzlich vorgeschriebenen Rechte der Betriebsräte missachtet.“ kritisiert Katharina Wesenick, ver.di Verhandlungsführerin: „Eigentum verpflichtet. In diesem Falle die Landesregierung und die Stadt Stuttgart, denen die SGS mehrheitlich gehört.“ Es werde Zeit, dass die Politik eingreife und sich eindeutig zu existenzsichernden Stundenentgelten für die Beschäftigten bekenne, so Wesenick weiter.

Die Verhandlungen werden am morgigen Mittwoch ab 11:30 Uhr am Stuttgarter Flughafen fortgesetzt.

Kontakt: Andreas Schackert 0160 98129455

Hintergrundinformationen:

Die SGS ist der einzige Anbieter am Flughafen Stuttgart, der Leistungen in der Passagierabfertigung – vom Ticketverkauf bis zum Check-In – anbietet. Rund 40 Prozent der knapp 300 Beschäftigten sind befristet. Die SGS hat ihren Jahresgewinn von 2014 bis 2016 um über 75 Prozent auf voraussichtlich 1,9 Millionen Euro gesteigert. Diese Überschüsse führt die SGS an ihre beiden Gesellschafter, den Flughafen Stuttgart und die AHS Holding Hamburg, ab.

Trotz ihres privatwirtschaftlichen Status gehört die SGS zum öffentlichen Dienst: Ihre Eigentümer sind überwiegend in öffentlicher Hand. Dabei hält der Flughafen Stuttgart die Mehrheit an der Gesellschaft. Eine Grafik zur den Anteilseignern findet sich hier: https://www.verdi-airport.de/index.php?get=download&cfilename=BRwTBQoFUFcdblUOZlQMDD4sFh85DlhWbWp3MH9aBwUNNTs0FD1UUUFQRAYXQw0C

Der Flughafen hatte die vormals in Eigenregie durchgeführten Dienste der Passagierabfertigung an seine Tochter ausgelagert und damit die existenzsichernde Bezahlung des Tarifvertrags des Öffentlichen Dienstes umgangen. Diese Tarifflucht führt zu einem Lohnunterschied von bis zu 500 Euro pro Monat. Die Mehrheit der Beschäftigten verdient zwischen 9,20 Euro und 11,52 Euro pro Stunde brutto. Viele der Beschäftigten müssen bei diesen Löhnen ungewollt Kurzdienste ausführen. Insbesondere die ledigen und befristet Beschäftigten müssen zuhause leben oder von ihren Eltern finanziell unterstützt werden, weil das Gehalt nicht ausreicht, um die hohen Mieten in der Region Stuttgart zahlen zu können. Viele sind auf Zweitjobs angewiesen, obwohl sie Vollzeit arbeiten. Darunter auch Führungskräfte.

ver.di fordert ab dem 1. Januar 2017:
Zwei Euro pro Stunde mehr für alle Beschäftigten; gleiche Gewinnbeteiligung wie für die Beschäftigten der Muttergesellschaft Flughafen Stuttgart; 500 Euro Erholungsbeihilfe für ver.di Mitglieder; ab dem 15. Beschäftigungsjahr Aufstieg von Vergütungsgruppe 4 in Vergütungsgruppe 5;
Laufzeit: 12 Monate.

Die Tarifverhandlungen bei der SGS sind Teil der bundesweiten ver.di Initiative „Damit fliegen sicher bleibt“ für existenzsichernde, die Gesundheit und die Flugsicherheit erhaltende Arbeitsbedingungen im Bodenverkehrsdienst. Da die Flughäfen und privaten Anbieter von Bodenverkehrsdienstleistungen unter enormem Preisdruck der Fluggesellschaften stehen, fordert ver.di alle Unternehmen zum Abschluss eines Branchentarifvertrages auf, um so die Arbeitsbedingungen dem Preisdruck zu entziehen und die Branche für die Zukunft abzusichern. Weitere Informationen auch unter https://verdi-airport.de/?p=64

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