ver.di fordert Branchentarifvertrag im Bodenverkehrsdienst.
Okt 2016, NewsArbeitgeber sind am Zug!
[05.10.2016] Am 4. Oktober fand das erste bundesweite Treffen der Gewerkschaft ver.di mit nahezu allen Arbeitgebern der Bodenverkehrsdienste an den deutschen Verkehrsflughäfen statt. Ein solches Gespräch hat es zuvor noch nie gegeben.
Von folgenden Unternehmen saßen Arbeitgebervertreter/innen und Vertreter/innen der bundesweiten Tarifkommission Bodenverkehrsdienste von ver.di am Tisch:
Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), die Vereinigung der Dienstleister an deutschen Flughäfen (VDF), AHS, Swissport, Havas, Fraport, Fraport-Tochter APS, Flughafen München, Flughafen München Tochter Aeroground, WISAG, Losch Gruppe, Acciona, Flughafen Nürnberg Tochter Airpart, Flughafen Düsseldorf, Flughafen Hamburg, Hannover Aviation Ground Services, Flughafen Stuttgart, Flughafen Bremen, Swissport Cargo, Flughafen Münster/Osnabrück, DHS Dortmund Ground Handling Services.
Thema und Ziel von ver.di war und ist, bis Ende des Jahres zu verabreden, ab Januar 2017 in Tarifverhandlungen für existenzsichernde Arbeitsbedingungen an allen Standorten zu gehen: ein Tarifvertrag für Alle. Gleiche Standards bei der Bezahlung, den Urlaubstagen, Urlaubsgeld, Gesundheitsschutz, Qualifikation usw.
Das Ergebnis: Es gibt kein konkretes Ergebnis.
Leider konnten sich die Arbeitgeber nicht dazu entschließen, auf unser Verhandlungsangebot einzugehen.
Ein beim dem Gespräch oft gehörtes Argument ist, dass ein solcher Branchentarifvertrag nicht teurer werden darf als die jetzigen Haustarifverträge und sehr flexibel sein muss.
Unsere Position dazu ist und bleibt:gute Arbeitsbedingungen, die einen sicheren Flugverkehr leisten, sind nicht umsonst zu haben.
Und :wenn alle die gleichen Standards haben, kann Schluss gemacht werden mit dem Wettbewerb um die niedrigsten Löhne und die schlechtesten Arbeitsbedingungen!
Dass diese dringend verbessert werden müssen, kann hier nachgelesen werden.
Wir wissen: auch die Passagiere sind bereit, allem Wunsch nach günstigen Tickets zum Trotz, sich einen sicheren Flugverkehr etwas kosten zu lassen. Denn bei dem jetzigen Arbeitsdruck und Personalmangel ist die Einhaltung der Qualitäts- und Sicherheitsstandards, vor allem bei der Be- und Entladung der Flugzeuge akut in Gefahr.
Inzwischen spitzt sich die Situation weiter zu. Einerseits spricht die Monopolkommission – dort sitzen die Wettbewerbshüter, die die Bundesregierung in strategischen Fragen beraten – in ihrem aktuellen Gutachten vom September 2016 die Empfehlung aus, „die Liberalisierung des Marktes für den Zugang von Bodenverkehrsdiensten konsequent weiter“ zuführen, sprich: weitere private Drittanbieter auf den Flughäfen zuzulassen. Das würde die Preise, aber auch Sicherheits- und Qualitätsstandards künftig zweifellos noch mehr unter Druck setzen.
Andererseits finden Bodenverkehrsunternehmen wegen der schlechten Arbeitsbedingungen und oft mieser Bezahlung schon heute kaum genügend qualifizierte Fachkräfte. Für den Fall einer weiteren Marktöffnung brauchen wir gemeinsame Standards für alle, sonst wird es noch schlimmer!
Wann, wenn nicht jetzt sollte endlich über eine Vereinheitlichung der Wettbewerbsbedingungen verhandelt werden?
Bis Ende 2016 wollen wir wissen, ob es zu Verhandlungen kommen wird oder nicht.
Wir erwarten daher eine konkrete Rückmeldung von allen anwesenden Arbeitgebern zu unserem Vorschlag bis spätestens Dezember!
Ende des Jahres laufen in neun bundesdeutschen Flughäfen Haustarifverträge für Bodenverkehrsdienste aus. Wir sind darauf vorbereitet, spätestens zu Jahresbeginn 2017 in Hamburg, Berlin, Dresden/ Halle/ Leipzig, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Köln, Stuttgart, München sowie in Bremen und Münster/ Osnabrück neue Haustarifverträge zu verhandeln und dabei gut koordiniert vorzugehen.