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Stuttgart: FSG

Jetzt reicht es, Herr Prof. Fundel,

Schon wieder ein Skandal um Minusstunden im BVD!!!

Betriebsvereinbarungen sind bei der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) oftmals das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Einige Kollegen beschwerten sich schon in der Vergangenheit über das „Heimschicken“ und die vielen Kurzdienste. „Wir haben keinen Wert“ oder „Mit uns kann man es machen“, dies waren noch die harmloseren Beschwerden. Ein Kollege formulierte seinen Ärger drastischer: „Der fairport-Kodex gilt nur für Krawattenträger und Affen. So lange Primaten in der Wilhelma einen höheren Stellenwert bei der Geschäftsführung einnehmen als die Malocher auf dem Vorfeld, geht denen da oben unsere Gesundheit am A…… vorbei. Unsere Gesundheit, unsere Freizeit und unser Familienleben ist den Fliegen- und Krawattenträgern egal. Hauptsache, der Profit stimmt“. Im Sommerflugplan müssen die Minusstunden wieder rein gearbeitet werden. Und das zu Lasten unserer Freizeit, unserer Familien und unserer Knochen.

Wie ist die konkrete Situation der betroffenen Mitarbeiter?

In der Stundenauswertung vom März 2015 zu den Jahresarbeitszeitkonten (JAZK) des Verkehrsbereichs werden etliche Verstöße gegen den TVöD und gegen die BV ausgewiesen. Es gibt Mitarbeiter, deren Jahresarbeitszeitkonto (JAZK) einen Bestand von knapp unter 100 Minusstunden aufweisen.

Gezielt wurden die BVD- Mitarbeiter und Kollegen, die an Airport Ground Service GmbH (AGS) überlassen sind, auf teilweise mehr als 90 Stunden ins Minus geschickt. Besonders erwähnenswert ist, dass zeitgleich viele Stundenkonten von anderen Kollegen auf derselben Liste ein Plus von mehr als 50 Stunden aufweisen.

Die Osterfeiertage bereinigten die Arbeitszeitkonten. Die Zahl der Verstöße gegen den TVöD und gegen die BV zur „Arbeitszeit BVD“ ging zurück. Und der Trick funktioniert so: erst werden durch „Heimschicken“ Minusstunden aufgebaut und dann durch die Feiertagsstunden wieder ausgeglichen. Denn im BVD werden die Wochenfeiertage nicht auf ein extra Konto gebucht, sondern mit dem JAZK verrechnet. So wird das „Heimschicken“ vertuscht und der Kollege um seinen Feiertagsersatz betrogen.

Wie ist die rechtliche Situation?

Der TVöD lässt maximal -40 Stunden zu. Auch die Betriebsvereinbarung (BV) zur „Arbeitszeit im BVD“ fixiert maximal -40 Stunden. In der BV ist ein bestehender Rahmen-Dienstplan nicht verbindlich, zudem ermöglicht sie die „Gutschrift“ der Wochenfeiertags- stunden auf das Jahresarbeitszeitkonto. Kurzdienste und Heimschicken sind ebenfalls in dieser Betriebsvereinbarung verankert.

Wer sind die Akteure und die Urheber?

Die eine Hand weiß nicht, was die andere tut. Die Arbeitszeitplaner erstellen eine Prognose. Diese weist die Entwicklung des individuellen Arbeitszeitkontos für den kommenden Monat aus. Durch Kurzdienste werden die Mitarbeiter dann gezielt auf die Untergrenze geplant. Der Einsatzplatz hat den Auftrag, überzählige Mitarbeiter nachhause zu schicken. Durch diese Maßnahme erhöht sich zwangsläufig das Minusstundenkonto.

Prof. Fundel ist angeblich nicht über den Sachverhalt informiert und der Prokurist beruft sich auf Zahlen, die alles im „grünen Bereich“ darstellen. Für die überlassenen Mitarbeiter reden sich die Verantwortlichen bei AGS damit heraus, dass sie keine Informationen über die bestehende Betriebsvereinbarung hätten. Hier muss der Datenschutz als Grund für die hohen Minusstundenkonten der Überlassenen herhalten.

Was macht der Betriebsrat?

In einer „Internen Mitteilung weist der Betriebsrat die Geschäftsführung auf die Verstöße hin. Er fordert eine Kappung der Minusstunden, die nach dem 31. Mai die Zeitschuld von 40 Stunden überschreiten. Alle weiteren Verstöße sollen gekappt werden. Eine Reaktion auf das Schreiben liegt z.Zt. nicht vor.

Wie beurteilt ver.di die Situation?

Das Gefährliche an den Minusstunden ist, dass sich der Kontoinhaber zum Ausgleich verpflichtet fühlt.

In den Sommermonaten sieht der Plan anders aus als im Winter. Hier weist der Rahmendienstplan mehr Schichten als im Winter aus. Die Mitarbeiter werden dann durch Langdienste und Zusatzdienste um ihren erforderlichen Erholungsausgleich gebracht. Die hohe Zahl der Minusstunden vom Winter muss durch geplante Langdienste und zusätzliche Dienste ausgeglichen werden.

Der Ausgleich geht zu Lasten der Arbeiter. Im vergangenen Sommer kamen viele BVDler an ihre physische und psychische Belastungsgrenze. Das Familienleben bleibt auf der Strecke. Der Schichtdienst tut sein Übriges. Die hohen Krankenzahlen sind ein Indiz für den harten Dienst im BVD. Im Winter und Frühjahr werden durch das hohe Stundensoll die Grundlage für die ruinöse Ausbeutung der Arbeitskräfte im kommenden Sommer gelegt.

Die Verstöße gegen die BV und den TVöD sind nur die Spitze des Eisberges.

In einer Abteilungsversammlung berichtete Herr Müller von dem glorreichen Einsatz aller BVDler im vergangenen Sommer. Er versprach eine hohe Bonusausschüttung. Dies ist das Verhalten eines Reiters, der sein Pferd zu Tode reitet und kurz vor dessen Ableben die Zahl der Möhren als Anreiz zu höheren Leistungen erhöht. Wenn der Gaul tot ist, steigt er ab und sattelt auf einen jungen Gaul namens AGS um. Hier stellt sich die Frage: Ist die große Anzahl der Möhren ein Gewinn für den BVD?

Im vergangenen Sommer verstand Herr Müller die Welt nicht mehr. Mitarbeiter des BVD prangerten die Arbeitsbedingungen auf dem Vorfeld an. „Ich habe doch die Produktivität gesenkt!“ Mit dieser Aussage des Reiters waren die Klagen der Betroffenen vom Schreibtisch gefegt.

„Dieses Jahr wird alles besser. Aus den Erfahrungen des vergangenen Sommers wollen wir lernen“. Jedes Jahr werden die gleichen Aussagen und Versprechungen getätigt. Der Unterschied zwischen Pessimisten und Optimisten ist folgender: „Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung!“ Wir sind Pessimisten, da Vorboten bereits auf dem Hof sind. BVDler werden heute nachhause geschickt, während ihre Kollegen nicht einmal Zeit zum Pinkeln bekommen. Dies berichtet ein Einsatzleiter, der nicht genannt werden möchte. „Die Kollegen werden heute schon im Winterflugplan systematisch verheizt. Wie wird dies erst im Sommer enden?“

Unsere Forderungen:

  • Wir fordern die Geschäftsführung auf, die Verstöße gegen die Betriebsvereinbarung „Arbeitszeit BVD“ und den TVöD umgehend einzustellen.

  • Die Geschäftsführung muss dafür Sorge zu tragen, dass künftig

  • 40 Stunden nicht überschritten werden.

  • Der Betriebsrat wird aufgefordert, seiner Verpflichtung gemäß Betriebsverfassungsgesetz nachzukommen. Er muss über die Einhaltung von Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen wachen. Ggf. muss er den Arbeitgeber abmahnen und vor dem Arbeitsgericht eine Unterlassungsklage einreichen und einen vollstreckbaren Titel bei Zuwiderhandlungen erwirken.

  • Wir fordern die Einhaltung der Rahmendienstpläne.

  • Wir fordern die Einführung von Wochenfeiertagskonten.

  • Wir fordern menschliche Arbeitsbedingungen.

  • Und Ruhe vor Anrufen an freien Tagen und nach Feierabend.

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